E-Mädels liefern Thriller in Ravensburg

Es geht eng zu in der Kreisstaffel Bezirk Bodensee, wo die E-Mädels des SV Deuchelried gegen acht Teams um die Meisterschaft kämpfen. Zum Saisonstart hatte man das Gefühl, dass unter der Hälfte der Mannschaften jeder jeden schlagen könnte. Mittlerweile kristallisieren sich allerdings Favoriten heraus. Aber der Reihe nach. Unsere E-Mädchen waren zum Auftakt in Meckenbeuren bei der Spielgemeinschaft Brochenzell/Union MBK II zu Gast. Die Gäste treten in der Liga mit zwei Mannschaften an, in denen gerade erst wieder das Fundament für die nächste Generation an Kickerinnen gelegt wird. Deuchelried gewann zwar mit 17:0, nahm aber im Lauf des Spiels zunächst eine Spielerin und zwischenzeitlich zwei Spielerinnen vom Feld. Damit sollte das Kräfteverhältnis etwas ausgeglichen werden. Das Toreschießen wollten die Coaches ihren Mädels nicht verbieten, aber haushohe Klatschen für Nachwuchsspielerinnen sollten auch nicht das Ziel sein, da sie dem Nachwuchs den Spaß am Fußball verderben können.

So spielte der SVD: Edda Hermann, Emmi Gebhardt, Lina Piehlmeier, Elisa Wollny, Leni Hentsch, Lotta Albrecht, Nora Ruge, Mia Banski, Marie Schnell, Clara Wegmann

Nach diesem Auftakt, den man – ohne respektlos gegenüber dem Gegner zu sein – als wenig aussagekräftig bezeichnen konnte, ging es am zweiten Spieltag auf dem Kunstrasen Ebnet gleich gegen die Meister der Vorsaison, den SC Blönried.

Internationale Fußballexperten wie Gary Lineker und Lothar Matthäus rätselten nach der 1:2-Niederlage tagelang, wie die SVD-Mädchen dieses Spiel nur verlieren konnten. Blönried setzte alles auf die Topspielerin mit der Nummer 9, während Deuchelried das Spiel machte und mit teilweise schönen Kombinationen immer wieder spielerische Akzente setzte. Blönried ging allerdings durch ihre Nummer 9 in der 10. Minute in Führung. Im Verlauf des Spiels hatten die Gäste durchaus noch zwei, drei gute Chancen, doch eine konzentrierte Abwehrleistung sowie großartige Paraden von SV-Keeperin Lina Piehlmeier verhinderten den Torerfolg. Dagegen spielten sich die SVD-Kickerinnen gleich eine Handvoll hochkarätiger Top-Chancen heraus – doch das Tor wollte einfach nicht fallen. Erst in der 22. Minute traf Leni Hentsch mit einem satten Flachschuss und dem schwächeren linken Fuß aus der Distanz. Zwar half die gegnerische Abwehr etwas mit, doch der Ausgleich war überfällig und mehr als verdient. In der zweiten Halbzeit kam Deuchelried zu weiteren Top-Chancen, doch es war wie verhext, das Tor wollte nicht fallen – was, so mutmaßten die Experten Matthäus und Lineker später – auch daran gelegen haben könnte, dass man das Tor gar nicht erst getroffen hatte. Die Bälle rauschten links, rechts und oben an den Alu-Stangen vorbei oder klatschten dagegen. Bei Schlusspfiff wunderten sich die Gäste, wie sie dieses Spiel gewinnen und die Gastgeber, wie sie es verlieren konnten. Man hatte das Gefühl, dass der kühle Wind, der über das Ebnet blies, eine sanfte, aber im Unterton doch recht strenge Stimme in sich trug, die stark an Sepp Herberger erinnerte, als sie flüsterte: „Das Runde muss ins Eckige!“

So spielte der SVD: Lina Piehlmeier, Magdalena van Eldik, Marie Schnell, Elisa Wollny, Leni Hentsch, Lotta Albrecht, Nora Ruge, Mia Banski, Mira Macher

Nach einer spielfreien Woche, mit Trainingsschwerpunkt Torschuss, ging es für die E-Mädchen zum Rivalen nach Ravensburg. Es sollte ein Spiel werden, das allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ravensburg, das war bekannt, verfügt mit der Nummer 8 über eine Schlüsselspielerin, die mit ihrer Klasse in der gesamten Liga wohl auf einem eigenen Niveau spielt. Sie galt es im Verbund so gut wie möglich zu neutralisieren. Was nicht gelang. Ravensburg ging bereits in der 2. Spielminute durch die Nummer 8 in Führung und erhöhte in der Folge – durch die Nummer 8 – auf 3:0. Unsere Mädchen waren bemüht, mit spielerischen Mitteln und Passspiel dagegenzuhalten. Doch Ravensburg verfügt neben einer herausragenden Spielerin auch über einen in der Breite starken Kader und stand defensiv sehr stabil. Deuchelried bekam offensiv keinen Zugriff, kam zu kaum einer nennenswerten Chance. Erst kurz vor Abpfiff der ersten Halbzeit führte Marie Schnell einen Einwurf auf Höhe der rechten Eckfahne zügig aus und Lotta Albrecht traf aus spitzem Winkel zum 1:3 aus Gästesicht. Kurz darauf erhöhte Ravensburgs Nummer 8 aber auf 4:1.

Was dann geschah, wird Spielerinnen und Trainern noch lange in Erinnerung bleiben und ein tolles Team zweifellos noch mehr zusammengeschweißt haben. Nur zwei Minuten nach dem erneuten Gegentreffer spielte Lotta Albrecht einen tollen Diagonalpass auf die auf dem rechten Flügel einstartende Elisa Wollny, die aufs Tor zog und den Ball aus 15 Metern satt unter die Latte setzte – 2:4. Und plötzlich war Feuer in den Schwäninnen. In der Defensive verteidigten abwechselnd Lina Piehlmeier, Mia Banski, Clara Wegmann und Magdalena van Eldik verbissen und wurden dabei immer wieder aus dem Mittelfeld unterstützt, um in Ballnähe Überzahl zu schaffen. Das Spiel war nun offen und der SVD wurde immer wieder im Zentrum angetrieben durch eine bärenstarke Leni Hentsch.

Ein schönes Zuspiel von Elisa Wollny vollendete Nora Ruge dann zum 3:4-Anschlusstreffer. Fünf Minuten später hatte Nora Pech, als ihr Schuss nach Lenis Zuspiel an die Latte krachte – aber Lotta Albrecht war zur Stelle – 4:4! Verrückt! Die Mädchen feuerten sich auf dem Platz nun gegenseitig an. Ravensburg antwortete mit gefährlichen Vorstößen über ihre Nummer 8. Doch die Abwehr hielt im Defensivverbund mit den Mittelfeldspielerinnen Stand und zwischen den Pfosten packte Edda Hermann sicher zu. Chancenlos war Edda aber beim fünften Treffer der Ravensburger Ausnahmespielerin, ein satter Flachschuss von der linken Seite ins lange Eck. 5:4 für die Gastgeber. Der Nackenschlag für die Schwäninnen?

Nein, keine hängenden Köpfe, kein Frust – es galt das Mantra des berühmten Philosophen Oliver Kahn: „Weiter, immer weiter!“ Wenige Minuten vor Abpfiff dribbelte Leni Hentsch durch die halbe gegnerische Mannschaft und brachte den Ball scharf von der rechten Seite vors Tor, wo Nora Ruge lauerte. Ihre Gegenspielerin ging dazwischen und lenkte den Ball leicht ins eigene Tor, der Treffer wurde vom Schiedsrichter Leni zugeschrieben – 5:5. Was für ein Spiel!

Ravensburg hatte mit der Nummer 8 Sekunden vor Schlusspfiff noch die Chance auf den Siegtreffer, doch der Schuss landete im linken Außennetz. Dann war Ende. Sofort wollten die mental erschöpften SVD-Trainer ihre abgekämpften Mädchen für einen Kreis zusammenrufen, doch war das gar nicht nötig. Die Mädels spürten selbst, was sie soeben geschafft hatten und lagen sich in einer Spielertraube lachend in den Armen.

Ein Remis, das sich wie ein Sieg anfühlt – fürs Ergebnis, aber viel mehr noch für diese Mannschaft, die Freundschaft und Teamgeist auszeichnet und uns Trainer Stolz und großen Spaß bereitet. Nun geht es gegen Scheidegg, ersatzgeschwächt, aber mit dem Selbstbewusstsein kämpferischer Schwäninnen.

So spielte der SVD: Lina Piehlmeier, Mia Banski, Edda Hermann, Elisa Wollny, Leni Hentsch, Lotta Albrecht, Nora Ruge, Magdalena van Eldik, Marie Schnell, Clara Wegmann.

(MW)

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